Nicht schlecht, Herr Specht ! (Oktober 2023)
TWA-Buntspecht-Nisthöhlen
Um den Buntspechten eine Alternative zum Durchlöchern der Außenwänden unserer Häuser zu geben, haben heute Rüdiger, assistiert von Bärbel's Enkel Finn, zwei von Rüdiger selbst gebaute Nisthöhlen für Buntspechte an zwei Bäumen nahe Haus 4 aufgehängt. Eine waghalsige Aktion auf einer 4 m hohen Leiter, die Beide bravourös gemeistert haben!
Behämmert Fassaden
Drei Jahre später, im Oktober 2023, ist es leider auch bei uns soweit, dass der Specht versucht, sich häuslich in den Styrophor-Wärmedämmplatten der Hausverkleidung einzunisten. Erst versuchte er vor einer Woche an das Lüftungsrohr in der Außenwand von Bärbel's Wohnung auf der Nordseite von Haus 3 zu kommen, dessen Außenabdeckung abgefallen war. Vermutlich, um sich an dem Wespennest, das sich vor einigen Monaten dort eingenistet hatte, gütlich zu tun. Seit Kurzem ist er dabei, sich eine Nisthöhle in der Wärmedämmplatte dicht unter dem Dach von Heidi's Wohnung in Haus 4 zu bauen. Er hat dort schon ein faustgroßes Loch in die Styropordämmung geschlagen, was er noch zu erweitern sucht (s. Foto) . Das ist nich so gut. Laut Empfehlung des NABU helfen Flatterbänder oder Ähnliches wenig, denn der Specht ist nicht dumm. Er erkannt schnell, dass keine Gefahr davon ausgeht und baut sich dann eine zweite Höhle drei Meter weiter (s. Was tun bei Spechten an der Fassade?). Zudem bauen Spechte viel mehr Höhlen als sie selbst brauchen, damit sie zur Brutzeit im April ihrer Dame gleich mehrere Quartiere zur Auswahl anbieten können ("Trommler, Schmied und Zimmerman" - Porträt des Buntspechtes, NABU, 1997).
Damit sich der Specht gar nicht erst an die Fassade gewöhnt, ist es wichtig, ihn von Anfang an bei seinem Tun zu stören: lautes Klatschen, Trommeln, Pfiffe oder das Wedeln mit Tüchern – Hauptsache, er erkennt, dass diese Fassade kein Platz zum ungestörten Hacken ist! Weiter Ratschläge zur Vergrämung sind unter dem u.g. link zu erhalten.
Seit Neuestem (Juli 2020) hat ein Buntspecht im Außengelände hinter Haus 3 Quartier bezogen. Karin und Heino haben ihm sogar eine zünftige Behausung in Form eines Nistkastens spendiert. Die drei folgenden Porträts des Spechts sprechen für sich selbst:TWA-Buntspecht.kl.10.10.23.jpg (42101)
- Trommler, Schmied und Zimmermann - „Mit dem Buntspecht hat der NABU bewusst den häufigsten heimischen Specht zum Vogel des Jahres 1997 gewählt, weil dieser Symbolvogel sein soll für unsere Wälder - lebendige Wälder, Wälder mit vielen unterschiedlichen Bäumen und vor allem auch mit alten Bäumen. Der Buntspecht, dieser Allerweltskerl, ist ein guter Anzeiger für die Lebensraumqualität im Wald. ... Wenn Buntspechte wirbelnd auf den Ast schlagen, dann tun sie es nicht, um Insekten oder Käferlarven zusammenzutrommeln. ... Buntspechte trommeln, weil die Sprache fehlt. So wie Amseln oder Mittelspechte ihren Gesang einsetzen, so benutzt der Buntspecht das Trommeln als Signal. Mit Nahrungserwerb hat Trommeln überhaupt nichts zu tun. Trommeln bedeutet: hier bin ich zuhause, oder es bedeutet: ich suche ein Weibchen - oder ein Männchen. Getrommelt wird nämlich von weiblichen und männlichen Buntspechten.“ (Lars Lachmann, NABU-Vogelschutzexperte, NABU)
- Dass Buntspechten 'die Sprache fehlt', ist allerdings nicht korrekt, da irrt der NABU-Experte. Der Buntspecht singt zwar nicht so schön wie die Amsel, er ruft allerdings oft mit einem lauten harten 'kick-kick', bei Erregung auch gern gereiht hintereinander.
- Ballermann im Baumstamm - Spechtbruten sind jetzt gut auffindbar. „Sie tschilpen als wenn es den Marder nicht gäbe. Wer jetzt durch die Wälder spaziert, kann leicht Spechtbruten entdecken. Dutzende Meter weit schallt das Gebettel der Jungen aus dem Stamm. Sie sind Gewinner der Dürresommer mit vielen Insekten an toten Bäumen. … die sorglos zwitschernden Küken in den Baumhöhlen verraten jetzt die Brutplätze. ... „Das hat schon was von Ballermann-Party“, schmunzelt NABU-Geschäftsführer Sönke Hofmann über eine der lautstärksten aller heimischen Vogelbruten, „die fühlen sich in ihrer Höhle anscheinend dermaßen sicher, dass sie schon geradezu nach Futter gröhlen.“ (NABU, Bremen, 14.05.2020)
Eichhörnchen in Hausfassade - Foto: NABU / Carsten Pusch
(Carsten Pusch, Stellv. NABU Landesvorsitzender, Schleswig-Holstein)
- Behämmerte Fassaden - Spechte und andere Mitbewohner in der Häuserwand: „Spechte sind zumeist gern gesehene Gäste - am morschen Apfelbaum oder an der Futterstelle in Park und Garten. Doch in den letzten Jahren häufen sich Meldungen über Spechte, die im Siedlungsbereich selbst baulich aktiv werden. ... Schäden an nachträglich aufgetragenen Fassadendämmungen gehören dabei zu den markantesten Befunden. Anderenorts entdecken Spechte Straßenlaternen als weithin tragende Klangkörper, sogar Strom- und Telefonmasten werden als geeignete Brutbäume genutzt. In den USA ist eines der bekanntesten Beispiele für Spechtschäden die Verhinderung des Starts eines Spaceshuttles der Weltraumbehörde NASA im Jahr 1995 aufgrund von über hundert Spechtlöchern in der Isolationsschicht des Zusatzstanks.“ (Carsten Pusch, Stellv. NABU Landesvorsitzender, Schleswig-Holstein)
- Sprichwörter / Redensarten
- "'Nicht schlecht, Herr Specht!'
- „Alte Bäume behämmert der Specht am meisten!“
- (Quelle: Busch, Aphorismen, Reime und Sinnsprüche – soll sagen, die Alten haben am meisten zu leiden … )
- Wer mehr über den Buntspecht erfahren möchte, sollte sich unbedingt das informative Video über den Buntspecht auf youtube ansehen, es lohnt sich !
Titelbild-Quelle: Buntspecht am Höhleneingang - Foto: Christoph Bosch