Raupe und Schmetterling (21. August 2013)

Betr.: die wundersame Verwandlung von der Raupe zum Schmetterling (21.08.2013)

... heute kamen Hannelore und Karin zu mir und baten mich doch einmal zu gucken, welch merkwürdig häßlich-schöne dicke Raupe sie vor unserem Haus gefunden haben. Es war ein wirklich bemerkenswertes Exemplar der Raupe eines Nachtfalters, des Mittleren Weinschwärmers  (s. Foto).

Wie alle Falter und Schmetterlinge hat auch dieser Falter drei Entwicklungsstadien: die (mehr oder weniger häßliche) Raupe, die sich im Winter verpuppt und im nächsten Jahr als wunderschöner Falter erscheint (Fotos © D. Kohnert).

© Didier Descouens, Muséum de Toulouse, wikipedia

Wegen dieser wundersamen Verwandlung sind Raupe und Schmetterling in der Weltliteratur, in Fabeln und Gedichten, allgegenwärtig. Der Falter gilt als Symbol der Schwerelosigkeit ebenso wie alles Vergänglichen, als flatterhafter Liebhaber und Verführer, etc., wie z. B. in  folgendem charmantem Aperçu von Heinrich Heine:

Die kleine Harfenistin

Die kleine Harfenistin mußte wohl bemerkt haben, daß ich, während sie sang und spielte, oft nach ihrer Busenrose hinblickte, und als ich nachher auf den zinnernen Teller, womit sie ihr Honorar einsammelte, ein Geldstück warf, das nicht allzuklein war, da lächelte sie schlau und frug heimlich: ob ich ihre Rose haben wolle? --- Nun bin ich aber der höflichste Mensch von der Welt, und um die Welt ! möchte ich nicht eine Rose beleidigen, und sei es auch eine Rose, die sich schon ein bißchen verduftet hat. Und wenn sie auch nicht mehr, so dacht ich, ganz frisch riecht und nicht mehr im Geruche der Tugend ist, wie etwa die Rose von Saron, was kümmert es mich, der ich ja doch den Stockschnupfen habe! Und nur die Menschen nehmen's so genau. Der Schmetterling fragt nicht die Blume: hat schon ein anderer dich geküßt? Und diese fragt nicht, hast du schon eine andere umflattert? Dazu kam noch, daß die Nacht hereinbrach, und des Nachts, dacht ich, sind alle Blumen grau, die sündigste Rose ebensogut wie die tugendhafteste Petersilie. Kurz und gut, ohne allzulanges Zögern sagte ich zu der kleinen Harfenistin: »Si Signora«-  (Aus: Reisebilder, Reise von München nach Genua, Kap. XX, Bd. 3, S. 191)

Eine Fabel aus Afrika (Zentralafrika, Sudan) über die Überheblichkeit des Schmetterlings gegenüber Seinesgleichen findet ihr hier:

Für Kinder findet Ihr ein kleines lustiges Video & Lied, frei nach dem Buch 'Die Raupe Nimmersatt' - unter diesem link,  und schließlich noch einen kleinen Video-clip der Raupe  auf youtube von © Marcus Endberg.

Für die an Fauna & Flora interessierten Torfköppe wie mich habe ich hier noch detailliertere naturkundliche Infos:
 
Da der Weinschwärmer (Deilephila elpenor) ein Nachtfalter ist, bekommen ihn nur die Wenigsten zu Gesicht; die auffällig große und merkwürdig geformte Raupe dagegen schon eher. Zumal sie vorn zwei sog. Scheinaugen und am hinteren Ende einen drohenden Dorn hat, der aber in diesem Fall völlig ungefährlich ist (Vorsicht: es gibt auch giftige Raupen, die man besser nicht anfasst). Bei Gefahr zieht die Raupe des Weinschwärmers ihren Kopf und Thorax in ihren Körper, der dadurch anschwillt und oft drohend hin- und her geschwenkt wird (s. Pareys Buch der Insekten. Hamburg: 1993: 146; s. ergänzend wikipedia).

"Die Familie der Schwärmer spielt eine besondere Rolle unter den Nachtfaltern. Es sind meist sehr große Falter mit dickem Körper, die oft kolibriartig im Schwirrflug vor Blüten stehend beobachtet werden.Wenn man geeignete Pflanzen (Geißblatt (Lonicera spec.), Nachtkerzen (Oenothera spec.), Seifenkraut (Saponaria spec.), Phlox (Phlox paniculata), ...) im Garten hat, bekommt man sie am ehesten zu Gesicht. Häufiger als die Falter findet man die großen Raupen, die meist am Körperende eine Art Stachel (völlig ungefährlich!) haben. - Da man die Falter anders kaum in Ruhe beobachten kann, empfehle ich, gefundene Raupen zu züchten, was gar nicht so schwierig ist. Näheres zur Schwärmerzucht findet man unter dem Link |Zucht| (vor allem im Abschnitt I2), achten Sie besonders darauf, die Puppe im Winter sehr kalt aufzubewahren, damit der Falter nicht im Winter schlüpft!)

Den sehr schönen Falter bekommt man nur selten zu Gesicht - am ehesten, wenn man gefundene Raupen zum Falter züchtet ... Dagegen wird die auffällige Raupe immer wieder gefunden und ruft dann stets Erstaunen hervor - es ist eine der Raupen, die mir im Sommer am häufigsten gemeldet werden!

Die Falter fliegen im Wesentlichen im Juni, die erwachsenen Raupen findet man im Hochsommer. Da die Raupe auch an Kulturpflanzen (Fuchsien!) frisst, kommt der Falter auch im Siedlungsbereich vor. - Raupenfutterpflanze:  Die Raupen findet man an Weideröschen- (Epilobium spec.) und  Springkraut-Arten (Impatiens spec.) (auch am Neophyten "Indisches Springkraut" - Impatiens glandulifera). Am ehesten fällt sie aber auf, wenn in kurzer Zeit Kahlfraß an Fuchsien (Fuchsia spec.) festgestellt wird. Eher selten findet man sie an Kulturwein oder an Wildem Wein. ... Vermehrt gingen bei mir in letzter Zeit Meldungen ein, welche von  Raupen  i m  Gartenteich, z.B. an Fieberklee berichteten."
(Quelle: Bund - Freunde der Erde: Portal für Schmetterlinge / Raupen; eine bemerkenswerte website mit weiteren schönen Fotos und naturkundlichen Erläuterungen, nur zu, und den blau unterlegten link anklicken :-) (©  www.schmetterling-raupe.de , accessed: 21.08.2013)